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Zunehmende Frachtkosten werden zum Problem für die Schweizer Industrie

Steigende Logistikkosten in den Lieferketten von Asien für Schweizer Maschinen- und Anlagebauunternehmen

Durch die ganzen Lockdown-Einschränkungen der Corona-Pandemie seit dem Dezember 2020, ist die Nachfrage nach Konsumgütern stark gestiegen. Da diese Produkte mehrheitlich in Asien produziert werden und über dem Seeweg nach Europa verschifft werden, sind die aktuellen Frachtcontainerkapazitäten einem hohen Mehrbedarf ausgesetzt. Dieser Nachfrage können die Reedereien aktuell nicht nachkommen, da das Angebot an verfügbarem Frachtraum limitiert ist. Dies widerspiegelt sich nun vor allem in den rapid steigenden Frachtraten (Frachtkosten) der Reedereien. Diese sind in den letzten sechs Monaten von rund 1’000 USD auf aktuell 10’000 USD gestiegen (für einen gewöhnlichen 40 Fuss Standartcontainer), gemäss Spedlogswiss, dem Verband schweizerischer Speditions- und Logistikunternehmen und die Tendenz ist weiter steigend. Dies Szenario ist durch das wohlbekannte Prinzip von Angebot und Nachfrage nicht neu, so wird das sinkende Angebot an Frachtkapazitäten und die steigende Nachfrage die Frachtraten weiter in die Höhe schnellen lassen. Dies hat einschneidende Konsequenzen für Schweizer Maschinenbauer, welche direkt über Zulieferer in China beschaffen da es kurzfristig kaum Alternativen gibt. Die Auswirkungen widerspiegeln sich direkt in den Herstellkosten und den daraus resultierenden erodierenden Produktmargen.

Nicht zu vergessen ist, dass die Engpässe der Frachtkapazitäten zu massiven Lieferverzögerungen in den Lieferketten von Unternehmen führen werden. Dieses Thema wird sich durch das aufkommende «Chinese New Year» welches ab dem 12. Februar startet, zusätzlich verschärfen und die Lage bezüglich den steigende Frachtpreisen weiter zuspitzen. Ein Grund dafür ist, dass während dem Neujahrsfest erfahrungsgemäss ganz China für rund zwei Wochen die Produktionskapazitäten herunterfahren wird.

Weitergehende Margenerosion im Jahr 2021 bei Schweizer Maschinenbauer durch erhöhte Frachtpreise

Die Schweizer Maschinebauindustrie steht nicht erst seit der Coronakrise in einem stetigen Kampf mit dem Margendruck. Aktuell steigen die Logistikosten für Güter aus Asien weiter und dies hat direkten Einfluss auf die Herstellkosten von Industrieprodukten für Schweizer Maschinenbauer, da China einer der wichtigsten Beschaffungsmärkte für die Maschinen und Elektronikindustrie ist. Das Volumen der Importe aus China betrug 2018 rund 14,2 Milliarden Franken gemäss der Eidgenössischen Zollverwaltung. Während der letzten zehn Jahren steigerten sich die Einfuhren aus China um rund 11 Prozent pro Jahr und die Tendenz ist weiter steigend (siehe Fig. 1).

Fig. 1: Importentwicklung der drei wichtigsten Beschaffungsmärkte der Schweiz 2008 bis 2018
Quelle: https://www.ezv.admin.ch/ezv/de/home.html

Dies bedeutet das in den kommenden Monaten die Maschinenbauindustrie in der Schweiz einer kontinuierlichen Margenerosion ausgesetzt ist, da die Logistikkosten oftmals nicht transparent in Echtzeit verfolgt und Verkaufspreise zugleich nicht kurzerhand erhöht werden können. Zusätzlich werden häufig die Herstellkosten bei Maschinenbauunternehmen zeitversetzt pro Quartal oder Halbjahr analysiert und erst dann notwendige Kostensenkungsmassnahmen eingeleitet. Diese Vorgehensweise verhindert eine direkte sowie transparente und exakte Kostenanalyse auf Knopfdruck, um agile Entscheidungen zu treffen, sowie die Umsetzung strategischer als auch taktischer Maßnahmen zu überwachen.

Die aktuelle Situation der Corona-Pandemie zeigt schmerzlich auf, dass zukünftig nicht nur eine Echtzeitverfolgung der Logistikkosten, sondern desgleichen die Transparente sowie interaktive Herleitung der gesamten Herstellkosten eines Produkts entscheidend ist, um die höheren Dynamiken in den Lieferketten besser abfedern zu können. Zusätzlich ist eine Risikoabschätzung auf Seiten des Beschaffungsmanagement zwingend notwendig, um zukünftig die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten zu erhöhen.

Verbesserung der Situation erst im Frühjahr 2021 in Sichtweite

Durch das bevorstehende «Chinese New Year» wird sich die Lage auf den Logistikmärkten kurzfristig nicht verbessern, sondern wie angesprochen noch verschärfen. Trotzdem gibt es kurz- und mittelfristige Massnahmen, welche bereits jetzt in den Unternehmen angegangen werden können. Es muss ein funktionsübergreifendes Team zusammengestellt werden, welches das Wissen bündeln kann, um effektiver durch diese dynamische Situation navigieren zu können. Die Informationen, die das funktionsübergreifende Team zusammenbringt, sind für die Durchführung von Szenarioanalysen von entscheidender Bedeutung, um die Lieferkette mit klaren Prioritäten zu steuern. Weiter ist es von entscheidender Bedeutung, dass Maschinenbauunternehmen das Risiko von Komponenten und deren Lieferanten auf jeder Ebene verstehen, damit sie den Risikowert (Value at Risk) im Falle einer Unterbrechung der Lieferkette berechnen können. Mittelfristig müssen die Unternehmen aus dem derzeitigen Krisenmodus herauskommen und das aktuell tägliche «Firefighting» in ein zuverlässigen Risikomanagementprozess umwandeln. Dabei sollten die gesammelten Ideen und Erfahrungen des gebildeten funktionsübergreifenden Teams in den Risikomanagementprozess implementiert und regelmässig geprüft und getestet werden. Um langfristig die Widerstandsfähigkeiten der Lieferketten von Maschinenbauunternehmen zu stärken muss dadurch vermehrt in Echtzeitanalyse von Herstell- und Komplexitätskosten investiert werden.